Heute ging es bei bestem Wetter mit dem Rad nach Karosta. Ein kurzer Zwischenstopp am Hafen mit seinen teils alten Schiffen war auch ein Halt wert.
Unser heutiges Hauptziel war das Karostas cietums. Ca. 10 km von unserem Platz mit dem Rad entfernt. Ein ehemaliges Militärgefängnis. Das Gebäude wurde um 1900 erbaut und diente bis 1997 als Ort für die Verbüßung von Disziplinarstrafen. 1997 musste es wegen Verstoß gegen die Menschenrechte dann geschlossen werden. Seit seinen Anfängen war es ein düsterer Ort, an dem die Schicksale der Menschen gebrochen und der freie Geist unterdrückt wurde. Die Behörden wechselten und mit ihnen die Gefangenen: Revolutionäre, Matrosen und Unteroffiziere der zaristischen Armee, Deserteure der deutschen Wehrmacht, Volksfeinde aus der Stalinzeit, Soldaten der sowjetischen und lettischen Armee und andere Ungehorsame. Die letzten Gefangenen haben erst 1997 ihre Inschriften an den Wänden ihrer Zellen hinterlassen. Ein wirklich düsterer Ort, der heute im Sommer für Übernachtungen der besonderen Art dient.
Der Ort Karosta war ursprünglich ein Stützpunkt der Russischen Ostseeflotte, der nicht zuletzt aufgrund seiner Nähe zur deutschen Grenze bei Nimmersatt und seiner ganzjährigen Eisfreiheit gewählt wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts bildete Kara-Osta einen eigenen russischen Militärstadtteil. So gibt es eine eigene Post, die größte orthodoxe Kirche in Lettland, eine eigene Energieversorgung und eine umfassende Infrastruktur.
Durch die Auflösung der Sowjetunion wurden Estland, Lettland und Litauen wieder unabhängig, die Sowjets mussten abziehen. Nach Verlegung der etwa 20.000 bis 26.000 sowjetischen Soldaten aus der ehemaligen Hauptbasis wurde Karosta ein verwahrloster und nur zu etwa einem Drittel bewohnter Stadtteil Liepājas. Allerdings ist er toll am Wasser gelegen, sehr grün und ruhig und hat auf dem Weg tolle Gebäude.
Anschließend ging es wieder zurück Richtung Liepaja. Ein Radweg führt durch den Wald an der Küste entlang. Toll ausgebaut, alle paar 100m ein Strandzugang. Und was für ein Strand 😍 alles für den Tagesaufenthalt vorhanden, was man braucht. Über Duschen, WCs, Restaurants bis hin zu Kinderspielplätzen. Das Wasser wirklich glasklar. Das Wetter fantastisch. Auf unserer Reise hatten wir eigentlich nie mehr als 23- max 25 Grad. Und es fühlt sich hier deutlich wärmer an. Ab 17 Uhr wird man hier in der Regel gegart. Besser hätte es uns auf unserer Reise wohl nicht treffen können. Unser Stellplatz liegt auch gut und Liepaja, als drittgrößte Stadt Lettlands ist auf jeden Fall auch eine Reise wert.
Morgen geht um 22:30 Uhr die Fähre. Wir haben also fast noch einen ganzen Tag Zeit. Mal schauen, was wir so treiben.
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